In den letzten zehn Jahren haben sich digitale Marktplätze unter dem Druck von Regulierungsbehörden, Entwicklern und Nutzern erheblich verändert. Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes über digitale Märkte (DMA) in der EU und dem sich wandelnden kartellrechtlichen Umfeld in den USA steht Apples App Store vor tiefgreifenden Veränderungen. In den nächsten fünf Jahren wird erwartet, dass diese Entwicklungen die Art und Weise, wie Apps verbreitet, monetarisiert und kontrolliert werden, grundlegend neu gestalten.
Seit 2025 ist das DMA der EU in Kraft und zwingt Apple dazu, sein Ökosystem für alternative App-Stores und Zahlungssysteme zu öffnen. Damit wird das langjährige Monopol von Apple über den iOS-App-Vertrieb aufgebrochen. Entwickler können ihre Apps nun direkt an Nutzer vertreiben, ohne den klassischen App Store zu nutzen, was die provisionsbasierte Einnahmequelle Apples deutlich schmälert.
Darüber hinaus verpflichtet das DMA Apple zu mehr Interoperabilität und transparenteren Richtlinien bei der App-Moderation. Das bedeutet weniger ungerechtfertigte App-Entfernungen, nachvollziehbare Erklärungen für Entwickler und mehr Freiheit für Nutzer bei der Wahl der Downloadquelle.
Apple hat bereits mit der Umsetzung begonnen – beispielsweise mit dem Sideloading in der EU – und eine vollständige Anpassung wird bis 2026 erwartet. Diese Schritte setzen einen globalen Standard, dem auch andere Regionen folgen dürften.
Das traditionelle Modell, bei dem Entwickler ihre Apps ausschließlich über einen zentralisierten Store vertreiben, verliert in Regionen mit DMA an Bedeutung. Stattdessen entstehen neue, spezialisierte Vertriebskanäle – etwa für Spiele, Business-Tools oder regional angepasste Inhalte.
Diese Entwicklung bringt mehr Vielfalt für Nutzer, bedeutet aber auch größere Eigenverantwortung in puncto Datenschutz und Sicherheit. Die Einhaltung von DSGVO- und Sicherheitsstandards wird bei neuen App-Stores entscheidend sein.
Vor allem kleinere Studios profitieren: geringere Einstiegshürden und weniger Restriktionen fördern Innovationen, ohne zwingende Umsatzbeteiligung mit Apple.
Auch wenn die USA langsamer agieren, steigt der Druck. Gesetzesinitiativen wie der Open App Markets Act zielen darauf ab, Apples Kontrolle über den App-Vertrieb und In-App-Zahlungen zu begrenzen. Zwar ist das Gesetz noch nicht verabschiedet, doch der öffentliche und juristische Druck nimmt 2025 spürbar zu.
Große Prozesse – etwa von Epic Games – haben bereits wettbewerbswidriges Verhalten aufgedeckt. Auch wenn die Urteile unterschiedlich ausfielen, ist der Trend eindeutig: Apple wird langfristig mehr Offenheit gewähren müssen.
Der US-Ansatz ist schrittweise: begrenzte Drittanbieter-Zahlungen, bessere Bedingungen für Entwickler und Anpassungen unter regulatorischem Druck – ohne die vollständige Aufgabe der eigenen Plattformkontrolle.
Mit wachsendem regulatorischem Druck prüfen Apple und Entwickler neue Monetarisierungsmodelle. App-Store-Provisionen könnten optional oder stark reduziert werden, abhängig vom Vertriebsweg und der Region.
Abonnementbasierte Apps werden weiter zunehmen, da die direkte Nutzerbeziehung außerhalb des App Stores besser steuerbar ist. Freemium- und Hybridmodelle werden vor allem in Spielen und Produktivitäts-Apps expandieren.
Auch Werbung innerhalb von Apps dürfte wieder an Bedeutung gewinnen, wenn Apple weniger Einfluss auf Drittanbieter-Ökosysteme hat. Dies könnte jedoch neue Datenschutzfragen aufwerfen und weitere Regulierungen nach sich ziehen.
In den kommenden fünf Jahren wird der App Store nur noch eine von vielen Einstiegsmöglichkeiten in die iOS-Welt sein. Regulierer weltweit setzen auf Offenheit, Transparenz und Nutzersouveränität. Apple akzeptiert diese Realität allmählich und versucht, Vertrauen zu wahren, ohne das Kerngeschäft aufzugeben.
Alternative Stores, Entwicklerhubs und Direktdistributionen sind keine Übergangsphänomene, sondern ein neuer Standard. Länder wie Japan, Südkorea und Australien prüfen ähnliche Maßnahmen, inspiriert von der EU.
Bis 2030 wird der App Store zwar weiterhin eine starke Marke bleiben, jedoch modularer, flexibler und offener. Die Zeit des exklusiven Zugangspunkts für Apps neigt sich dem Ende zu – ein neues Ökosystem entsteht, in dem Macht geteilt wird.
Nutzer dürfen sich auf mehr Auswahl freuen – müssen jedoch auch mehr Verantwortung übernehmen. Sideloading und alternative App-Stores bieten mehr Freiheit, aber auch neue Risiken im Hinblick auf Sicherheit und Seriosität.
Vertrauenszeichen wie Entwickler-Verifizierungen und externe Sicherheitsprüfungen werden zur Norm. Die Aufklärung über digitale Sicherheit wird essenziell – besonders für weniger technisch versierte Zielgruppen.
Letztlich profitieren Konsumenten von einem stärkeren Wettbewerb. Weniger Marktkontrolle bedeutet bessere Preise, höhere Innovationskraft und mehr Vielfalt durch unabhängige Entwickler.